Homegrown: Der außergewöhnliche Weg von Rocco Häufglöckner

Rocco Häufglöckner startete seine fußballerische Laufbahn beim FC Kickers. Sein Weg über Viktoria Aschaffenburg, Mainz
05 und Hansa Rostock ermöglichte ihm einen Traum: ein Ingenieursstudium in den USA über ein Voll-Stipendium.

Die große Sporttasche auf dem Rücken, das schwarze Trainings-Shirt mit dem markanten “T“ auf der Brust flattert in der heißen Nachmittagsluft. So begegnete Rocco Häufglöckner in den vergangenen Wochen und Monaten vermutlich vielen Kirchzellern auf ihrem Weg durch den Ort. Entspannt grinsend grüßte er dann mit lässiger Handbewegung von seinem Fahrrad.


Zugegeben, lässig und entspannt galt sicher nicht in jedem Fall, denn teilweise hatte Rocco da schon eine Einheit aus seinem Trainingsplan hinter sich. Als Fußballer hat er gerade einmal wieder Sommerpause – und die verbringt er natürlich in seinem Heimatort. Natürlich? So offensichtlich wie es scheint, ist das in seinem Fall seit Mitte 2022 nicht mehr. Denn nach sportlichen Stationen in Mainz und Rostock hat es den 21-Jährigen inzwischen sogar bis über den großen Teich verschlagen – genauer gesagt an die Temple University in Philadelphia, in die bekannteste Stadt des US-Bundesstaats Pennsylvania also.


Seit über einem Jahr lebt und studiert Rocco dort – mit Vollstipendium, also komplett befreit von den horrenden Studiengebühren. Eine ganz besondere Auszeichnung, die in den USA über ein komplettes Studium hinweg einen nennenswert hohen Betrag wert ist. Dieses Privileg erarbeitete sich der Kirchzeller unter anderem dadurch, dass er seinen bisherigen Karriereweg auf seine ganz eigene Art gegangen ist. Denn ein Vollstipendium als “Student Athlete“, also als studierender Sportler, erhält nur, wer sowohl im sportlichen, als auch im akademischen Bereich höchste Standards erfüllt und anschließend die Verantwortlichen auch als Person in Bewerbungsgesprächen überzeugt.


Schon beim lockeren Small-Talk zu diesem Thema wird ein Charakterzug Roccos offensichtlich: seine Bodenständigkeit. “Da hatte ich schon auch etwas Glück“, meint er schmunzelnd. “Glück“, dieses Wort verwendet er im Gespräch tatsächlich häufiger, wenn es um besondere Leistungen geht, die er mit seinen 21 Jahren bereits erbracht hat. Da sitzt ein junger Kerl, dem beispielsweise die Pandemie wie allen Altersgenossen viele Möglichkeiten und Erlebnisse gestohlen hat und er bezeichnet den einen positiven Nebenaspekt, nämlich etwas mehr Zeit zum Lernen, sogar als Glück. Wäre auch interessant zu erfahren, wie viele Altersgenossen zu einem ähnlichen Fazit kämen, wenn es um ihre eigenen Errungenschaften geht.

Schon vor dem U11 Cup sprachen wir mit Rocco über seine Zeit bei der Temple University und das Sommerprogramm, das er auf dem Kickersgelände durchzieht.


Lebensschule NLZ
Wobei derartige Vergleiche ohnehin nur wenig Sinn ergeben, denn Roccos Erfahrung ist speziell. Und das nicht nur, weil er seit über einem Jahrzehnt ein intensives Sportlerleben führt, sondern auch, weil er in der vermeintlichen “Profifußball-Blase“ mit ihren eigenen Gesetzen konsequent seinen Weg gegangen ist. Das erfordert vor allem gute Entscheidungen – wie die, die er schon vor seinem Eintritt in den “großen Fußball“ traf: Damals, am Übergang von U15 zu U17, hatte Rocco die Qual der Wahl. Seit der U13 spielte er inzwischen für Viktoria Aschaffenburg und machte vor allem auch zunehmend überregional auf sich aufmerksam. Erfolgreiche Lehrgänge mit der Bezirks-, Nordbayern- und später auch Bayernauswahl rückten ihn ins Blickfeld des DFB und damit ganz automatisch auch in den Fokus großer NLZs von Bundesligisten in ganz Deutschland. Anerkannt wurden seine Leistungen durch mehrmalige Einladungen zu Nationalmannschaftslehrgängen, wodurch er zu den besten
Nachwuchskickern seines Jahrgangs zählte.


Wie bemüht Clubs um den damals 15-Jährigen waren, verdeutlicht vielleicht das Beispiel seines Lieblingsvereins aus der bayerischen Landeshauptstadt: eine Einladung an die Säbener Straße und anschließenden zu einem Spiel in die Allianz Arena sowie ein individuelles Trikot. Später sagte Rocco den Bayern schließlich etwas schweren Herzens, aber genauso überzeugt, ab. “Ich hab mir gedacht: München ist drei oder vier Stunden weg von meiner Familie. Was soll ich da?“ Wohlgemerkt mit 15 Jahren.


Am Ende ging es für ihn zum renommierten Nachwuchsleistungszentrum von Mainz 05 – im Sommer 2023 übrigens zum wiederholten Mal deutscher Meister in der U19. Die 05er waren die ersten, die seinerzeit Kontakt aufgenommen hatten und hielten diesen über Jahre aufrecht. Zudem: “Ich bin Familienmensch, die Nähe zu meinen Eltern und meiner Zwil–lingsschwester Shari war und ist mir wichtig. Deshalb stand der Entschluss für Mainz frühzeitig fest.“ Bereut hat er diesen ohnehin nie, denn mit und beim FSV legte der schnelle Außenbahnspieler auch persönlich eine steile Lernkurve hin – auf und neben dem Platz.

Das Bild von den verhätschelten Nachwuchskickern in NLZs passt übrigens so gar nicht und taugt speziell in Roccos Fall auch beileibe nicht als Erklärung für seinen tollen Abi-Schnitt. Geschenkt wurde den Fußballern von ihren Lehrern nämlich absolut nichts – die schulischen Herausforderungen musste Rocco irgendwie mit den sportlichen unter einen Hut bekommen. Das hieß oft direkt von der Schule zum Training, Hausaufgaben und Lernen bis spätabends. Dazu immer wieder Reisen, nach denen auch wieder Prüfungen anstanden. Wahrlich kein Zuckerschlecken also, sondern nur mit viel Disziplin machbar.


Mainz 05 setzt zwar auf Pädagogen, an die sich die Spieler wenden können, doch sowohl die Schule als auch der eigene Haushalt lagen letztlich in eigener Verantwortung. “Zuhause wäre es sicher so gewesen, dass meine Eltern zum Beispiel Arzttermine für mich mitorganisiert hätten. In Mainz musste ich mich selbst kümmern.“ Sicher aus heutiger Sicht eine lehrreiche Zeit: “Ich bin zum Beispiel kein Meisterkoch“, lacht Rocco, “aber ich habe früh gelernt, etwas Passendes auf den Tisch zu bekommen.” Was für Kommilitonen an der Uni neu ist, ist für Rocco der Normalfall.


Aus fußballerischer Sicht waren die Mainzer Jahre unter anderem auch deshalb so prägend, weil der Angreifer in der Rheinpfalz seine Flexibilität auf dem Platz entwickelte und zum offensivstarken Außenverteidiger avancierte. Vorher Links- oder Rechtsaußen, beziehungsweise auf der Zehn zuhause, ging es vor einem U19-Bundesliga-Spiel beim FC Ingolstadt zunächst vollkommen überraschend auf die Rechtsverteidiger-Position: “Im ersten Moment hab ich natürlich verwundert auf die Taktiktafel geschaut. Dann hat mir der Trainer erklärt, dass er mich gerne in der neuen Position ausprobieren möchte. Für mich war immer klar, dass ich in erster Linie einfach spielen will, wo ist zweitrangig.“ Und so nahm er die Aufgabe an und machte auch hier das Beste aus der Situation. Das erste Tor in der noch ungewohnten Rolle gelang bereits im zweiten Spiel – und auch für das Team lief es in dieser Phase wie geschmiert. Anfang 2020 stand Mainz 05 auf Platz 2 der Süd-Südwest-Bundesliga-Staffel – mit
Konkurrenten wie Bayern München, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart und Co. Im DFB-Pokal der Junioren waren die Mainzer ebenfalls bis ins Halbfinale vorgestoßen. Alles perfekt könnte man meinen, doch dann stand die Welt still.

Was wäre wenn?
Als die Pandemie im Februar und März 2020 mit aller Wucht in Deutschland aufschlug, waren schnell alle Gesellschaftsbereiche massiv betroffen. Viele haben bis heute damit zu kämpfen und inzwischen ist auch klar, dass vor allem die junge Bevölkerung unter den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen gelitten hat und teilweise bis heute zu leiden hat. Klar, vor dem Hintergrund vieler Schicksale erscheint die verpasste Chance auf einen Titelgewinn im Nachwuchsfußball als ein kleines Übel, doch für die Jahrgänge, die gerade in dieser Phase zum Sprung in den Profifußball ansetzten, waren die Folgen schlichtweg dramatisch.


Schon im Februar 2021, also am Beginn des zweiten Corona-Jahres, äußerten sich bekannte NLZ-Trainer in einer NDR-Reportage nachdenklich zu diesem Thema: “Wettkampfpraxis kann man nicht ersetzen.” “Da platzen auch Träume.” “Ich würde eher sagen, dass es ein verlorenes Jahr ist. Drei Statements, mit denen sich der frühere Bundesliga-Trainer Stephan Schmidt zitieren ließ. Noch drastischer formulierte es mit Ralf Rangnick übrigens der Branchenexperte überhaupt: “Wir riskieren die Entwicklung einer kompletten Generation”.


Aus heutiger Sicht lässt sich leider festhalten, dass die Diagnosen mit Blick auf den Fußballnachwuchs im Elitebereich zutreffend waren. Der “Generation Corona“ fehlten letztlich über zwei Jahre Spielpraxis und zudem Möglichkeiten, sich bei Vereinen zu empfehlen. Als Ergebnis wurden sie im Scouting häufig von vornherein aussortiert: “Denen fehlt das letzte Jahr vor den Herren, das wird nix.“ Man hatte schlicht nicht genug von ihnen gesehen. Ein Vorgehen, von dem auch Rocco Häufglöckner nicht nur hinter vorgehaltener Hand hörte.

Und Zahlen wie die Folgenden können kaum lügen: In der zurückliegenden Länderspielperiode wurde vom DFB kein einziger Spieler des Jahrgangs 2002 nominiert. Seit Anfang 2022 schaffte es mit Karim Adeyemi lediglich ein 2002er in den Kader der Nationalmannschaft, wobei Adeyemi ohnehin nicht als Gegenbeispiel taugt. In der Saison 19/20, der ersten Corona-Saison, stand er bereits im Profikader von RB Salzburg, absolvierte zehn Bundesliga- und einen Europa-League-Einsatz. Ihn betraf die Pandemie also bei weitem nicht so sehr wie alle “normalen“ Nachwuchskicker, die während Corona in ihrer jeweiligen Altersklasse antraten.


Die Saison 2019/20, die Spielzeit also, in der die U19 von Mainz 05 mit Rocco Häufglöckner sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokal gute Aussichten auf einen Titel hatte, wurde im Nachwuchs letztlich ohne Wertung abgebrochen. “Kurz davor spielte ich noch bei einem Sichtungsturnier des DFB vor, habe anschließend über meinen Mainzer Trainer ein tolles Feedback ausgerichtet bekommen.” Es lief bis dahin
eigentlich alles nach Plan. Das Jahr darauf, Roccos zweite U19-Spielzeit, war ebenso geprägt von längeren pandemiebedingten Pausen im Spiel- und Trainingskalender. Bis zum zweiten Lockdown fanden drei Bundesligaspiele und ein Pokalspiel statt, bevor die zweite Saison in Folge mit den
Mainzern auf Platz 1 beendet wurde. Dabei traf Rocco einmal selbst und hatte vier Torbeteiligungen. Besonders prägend war der 4:0-Sieg auf dem Campus der Bayern. Ganz nüchtern schaut er selbst rückblickend auf diese Zeit: “Wir waren in beiden Jahren im Flow, das galt auch für mich. Klar wäre es spannend zu wissen, was gewesen wäre, wenn. Aber darüber denke ich eigentlich nur nach, wenn jemand das Thema aufbringt. Mich selbst bringt das nicht weiter. So bin ich es auch damals schon angegangen.“


2021 stand dann nämlich erneut eine Entscheidung an. Die offensichtliche Option: Mainz 05 II, verbunden mit der Chance sich im eigenen Club für die Bundesligamannschaft zu empfehlen und vielleicht sogar in den Kader zu rutschen. Doch Rocco blieb realistisch: “Ich habe mir die Kadersituation genau angesehen und analysiert, ob ich auf die Spielzeit kommen würde, die ich brauchte. Auf meiner Position hatte Mainz damals bereits mehrere junge Spieler mit Profiverträgen. Daher war klar, dass am Wochenende immer einige zur Zweiten stoßen und automatisch spielen würden. Da habe ich für mich keine gute Situation gesehen.“


In Rostock, damals wie heute mit der ersten Mannschaft Zweitligist, stellte sich das für ihn etwas anders dar. “Die Option hat mich gereizt. Wir waren ein total junges Team, mit dem Ziel in die Regionalliga aufzusteigen und dann dort eine gute Rolle zu spielen. Zudem zeigte man uns die Option auf, bei den Profis reinschnuppern zu können. Nach den zähen anderthalb Jahren in der U19 sah ich da gute Möglichkeiten für meine Entwicklung. Ich bereue die Zeit bei Hansa überhaupt nicht, aber die Chance, die ich dort für mich gesehen hatte, bot sich dann leider nicht. Der Trainer setzte eher auf erfahrene Spieler, keiner von uns jungen bekam eine Gelegenheit sich im harten Abstiegskampf bei den Profis anzubieten. So einfach ist das manchmal im Profifußball.“


Die Option Studium in Amerika, die vor der Zeit in Rostock bereits bestand, zog der Kirchzeller dann erst ein Jahr später. Trotz einiger interessanter Angebote aus Deutschland, traf Rocco selbstbestimmt die Entscheidung seine sportliche Zukunft parallel mit seinem schulischem Weg in Amerika fortzuführen. Denn dort ist dies bekanntlich wunderbar kombinierbar.

Bereuen, das scheint ohnehin nicht Roccos Sache. Auch insofern erscheint der Weg in die USA folgerichtig – passt diese Einstellung doch zu dem, was man dem “American way of life“ und insbesondere der Mentalität amerikanischer Sportler gern zuschreibt: “No regrets.“ Kein Bereuen, kein Blick zurück.


In eine neue Welt eingetaucht
Und eine Frage drängt sich in Roccos Fall ohnehin bei genauerem Hinsehen auf: Warum auch? Klar, die meisten Nachwuchskicker träumen ursprünglich von der ganz großen Bühne des Profifußballs. Einmal Champions League spielen, am liebsten sogar bei einer WM dabei sein. Die harte Realität ist aber eine ganz andere. Eine aktuelle Studie zeigt beispielsweise folgenden, erschreckenden Befund: Pro Jahr tauschen Nachwuchsleistungszentren im Schnitt 29 Prozent der Spieler eines jeden Jahrgangs aus. Das Ergebnis: Nicht einmal 10 Prozent der U19-Kader von NLZs bestehen aus Spielern, die schon im Kleinfeldbereich für ihren Club aktiv waren. Und lediglich ein Prozent der ursprünglichen Kader schafft dann den noch viel größeren Sprung in die Herrenteams.


Im Schnitt erreicht ein Nachwuchsspieler den Sprung in den Profifußball mit 23 Jahren. Unter den 99 Prozent der Spieler, für die es im ersten Schritt nicht zum direkten Sprung in die Bundesliga reicht, gehört Rocco ganz sicher zu denen, denen der Fußball dennoch einen Weg eröffnet, der “Normalos“ verwehrt bleibt. Und das vor allem deshalb, weil er sich nie zu 100% auf Plan A fokussiert hatte. “Für mich war immer klar, dass ich mich nicht allein auf den Fußball konzentriere.“ Immer, das heißt übrigens auch in der Phase, in der die Anfragen nur so auf ihn einprasselten. Eine Phase, die viele ehemalige NLZ-Spieler kennen und von denen sie häufig sagen, dass sie sie zumindest kurzzeitig die Bodenhaftung kostete: “Bei mir war es dagegen eher so, dass ich erst recht realisiert habe, wie schwer es wird. Mir war klar, dass es nicht nur Interesse an mir gab, sondern dass es ganz viele gute Spieler auf ähnlich hohem Niveau gibt. Ich bin auch überzeugt davon, dass in der U19-Bundesliga kein Spieler
mehr unterwegs ist, der keine Chance auf den Profifußball hat. Bei wem es letztlich klappt, entscheiden verschiedene Faktoren: Welche Trainer habe ich und wer setzt mich so ein, dass ich mich am besten entwickle? Mache ich im richtigen Moment mein bestes Spiel? Bleibe ich verletzungsfrei? Und am Ende geht es natürlich auch um Glück.“


Diese Weitsicht war für Rocco selbst wohl das größte Plus, denn er wollte nie alles auf eine Karte setzen: “Klar habe ich alles investiert und wollte unbedingt so schnell wie möglich in die Bundesliga. Ich hab mir aber nie den Druck gemacht, dass das klappen muss – oder dass ich es bis Tag X schaffen will.“ Und so entschied er sich für den Wechsel in die USA, “weil für mich auch immer klar war, dass ich sobald ich bei den Herren bin, auch studieren will.“


Nun spielt er also für die Temple University in einer der Top-Divisions des landesweiten College-Fußballs in der höchsten Collegeliga (Division 1). Im ersten Jahr verpasste sein Team zwar die Playoffs, für ihn persönlich lief die Zeit an der Uni aber nahezu perfekt an. Sportlich war er gesetzt, inzwischen häufiger wieder in offensiverer Rolle, menschlich kam er im Team und auf dem Campus top zurecht. Dort werden die Sportler natürlich auch von Mitstudierenden erkannt, insbesondere dann, wenn sie wie Rocco herausstechen, was nicht zuletzt Auszeichnungen wie die zum “Rookie of the Week“, also zum “Neuling der Woche“, belegen. Mit Blick auf die neue Spielzeit, die im Herbst beginnt und im Frühjahr ihren Höhepunkt erreichen wird, hofft er nun auch auf mehr Mannschaftserfolg: “Die Playoffs sind natürlich das Ziel, das ist klar.“ Dort geht es dann übrigens im KO-Modus bis zum landesweiten Finalturnier mit entsprechender Aufmerksamkeit.


Auf Letzteres kommt es dem 21-Jährigen allerdings nicht an. Für das neue, dann sein drittes Semester, stand in seinem Studiengang,
Engineering, am ehesten mit Maschinenbau in Deutschland vergleichbar, eine weitere Spezialisierung an. Rocco beschäftigt sich ab sofort mit “mechanical engineering“, was ihn auf Jobs in der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie vorbereitet. Deshalb trainierte er im Sommer nicht nur nahezu täglich auf dem Kickersgelände, zu dem ihm der FCK natürlich gerne einen Schlüssel überließ, sondern er büffelte auch bereits fleißig für Vorlesungen und Kurse. Denn passend zum Studieninhalt soll es für ihn möglichst hoch hinaus gehen.


Das ist übrigens auch für den Fußball bei Weitem nicht abgehakt. “Die Voraussetzungen an der Uni sind top. Unsere Trainingsanlagen sind teilweise sogar nochmal moderner als ich es aus Mainz kenne. Da kann man sich super entwickeln. Nur weil ich jetzt einen anderen Weg gegangen bin, heißt das ja nicht, dass sich im Fußball nicht nochmal mehr ergeben könnte. Das ist schon auch noch irgendwo im Hinterkopf.“ Wer weiß, vielleicht macht er es wie andere deutsche Vorbilder in der US-Profiliga MLS. Als College-Spieler hat er jedenfalls beste Voraussetzungen dafür, sich in die entsprechenden Notizbücher zu spielen. “Profifußball war mein Traum – und irgendwo ist er das auch immernoch“, sagt Rocco
achselzuckend, allerdings erkennbar ohne jede Wehmut.


Mit Eventualitäten beschäftigt er sich ganz offensichtlich nur ungern. Eine könnte aber ziemlich spannend werden. Denn wenn alles nach Plan läuft, endet sein Studium im Sommer 2026. Damit würde er die WM in den USA, Kanada und Mexiko um einige Wochen verpassen. Philadelphia wird dann einer der Spielorte sein. Doch es würde nicht passen, wenn der Kirchzeller Junge damit hadern und nicht eine Möglichkeit darin sehen würde: “Unsere Trainingsanlagen wurden schon als Ort für Nationalteams gehandelt. Selbst wenn ich dann mit dem Studium fertig bin, findet sich bestimmt ein Weg das zu erleben. Die richtigen Kontakte hab ich ja.“


Auch die Tatsache, dass Benni Hofmann, sein ehemaliger Mainzer Coach, Rocco dieses Jahr mit seinem Trainerstab telefonisch zum Geburtstag gratuliert hat, zeigt welch intensive Kontakte man durch den Fußball entwickeln kann. Die Verbindung zu seinen ehemaligen Mannschaftskollegen aus Mainz und Rostock ist ihm sehr wichtig. Das verdeutlicht, dass die Jungs sogar zusammen Kurzurlaube verbringen und sich, sofern im Land, in der Gruppe treffen. Aber auch in Kirchzell wird man Rocco in den nächsten Jahren regelmäßig wiedersehen: Wahrscheinlich hin und wieder freihändig auf seinem Fahrrad durchs Ort fahrend – mit dem großen “T“ für “Temple“ auf der Brust – und ganz sicher mit einem entspannten Grinsen auf den Lippen.

Roccos Geschichte ist ursprünglich im Turniermagazin zum U11 Cup entschieden. Das komplette Heft seht Ihr hier:

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